Novum organum scientiarum

Vermeintliche Gewissheiten über Bord zu werfen, ist Teil des wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts und nichtsdestotrotz kein einfaches Geschäft. Unmerklich erlangen Theorien den Charakter von unumstößlichen Wahrheiten oder Methoden gelten als alternativlos. Diesem schleichenden Prozess kann insbesondere das interdisziplinäre Gespräch entgegenwirken, das in diesem Semester Theorien zu Evolution, Kosmologie, Planetary Health und Diversität auf den Prüfstand stellt.

Talking about Dis/Similarities

Welche Rolle spielt die Zusammensetzung von Gruppen in den verschiedenen Fachdisziplinen? Wird bei empirischen Samples darauf geachtet? Sind Forschungsgruppen wirklich produktiver je diverser sie sind? Wie der CAS-Schwerpunkt Dis/Similarities widmet sich auch die Vortragsreihe diesen wissenschaftlich und gesellschaftlich relevanten Fragen. Den Auftakt machen am 22. April der Technik-Soziologe Stefan Böschen (Aachen) und die Philosophin Christine Bratu (Göttingen), die mit Monika Betzler (LMU) über Diversität im Prozess der Wissensproduktion diskutieren.

22. April 2024, 19 Uhr s.t.
Auftakt der Reihe mit Prof. Dr. Stefan Böschen (Aachen) und Prof. Dr. Christine Bratu (Göttingen): Zählt es wirklich? Diversität im Prozess der Wissensproduktion

Zum Programm der Vortragsreihe

Große Fragen

Anne-Laure Boulesteix und Tobias Dreischulte arbeiten mit ihrer Gruppe und mehreren internationalen Fellows zum Thema Medical Data Processing.

Der Schwerpunkt New Cosmology um Andreas Burkert (Physik), Sebastian Gäb (Philosophie) und Holger Gzella (Theologie) gleicht neuere Erkenntnisse des „Fine Tuned Universe“ mit älteren Vorstellungen einer „wohlgestalteten“ Ordnung des Kosmos ab.

Planetary Health ist eines der maßglichen Themen unserer Gegenwart, das noch dazu größtmögliche Interdisziplinarität erfordert. Entsprechend groß ist die fachliche Bandbreite des neuen Schwerpunktes unter dem Leitungs-Quartett Michaela Coenen (Public Health), Ralf Ludwig (Komplexe Umweltsysteme), Katja Radon (Arbeits- und Umweltepidemiologie), Eva Rehfuess (Public Health).

Warum entwickeln sich aus einer Art zwei Arten, deren Hybride steril oder unfruchtbar sind? Diesem „Mysterium der Mysterien“ der Evolutionstheorie widmet sich der Schwerpunkt Speciation. Sprecher ist Axel Imhof (Molekularbiologie).

7. Juni 2024, 14 Uhr s.t.
Vortrag von Prof. Nitin Phadnis, Ph.D. (Utah/CAS Fellow): Genomic Conflicts and the Origins of Species

Die Macht der Photosynthese

In seiner Forschung konzentriert sich Dario Leister auf die Photosynthese und deren Interaktion und Integration mit anderen Zellprozessen innerhalb und außerhalb der Chloroplasten.

8. Juli 2024, 19 Uhr s.t.
CAS-Showcase von Prof. Dr. Dario Leister (LMU): Photosynthesis: Know, Grow and Glow

Heiße Phase

Im Sommersemester geht die Arbeit beider CAS Research Groups in die heiße Phase, sie werden ihre großen Abschlusstagungen durchführen und ihre Ergebnisse präsentieren.

25. Juni 2024
Workshop Tools for Transnational Neuropsychiatric Research

11. und 12. Juli 2024
Workshop Is the Legal Architecture of Europe’s Institutions Apt for the Climate Change Mitigation Task?

Netzwerke ausbauen

Über 40 Fellows arbeiten in diesem Sommer am CAS. Nicht nur die beiden Research Groups sind in engem Austausch mit ihren internationalen Mitgliedern. Auch die Schwerpunkte haben sich hochkarätige Wissenschaftlerinnen eingeladen: Die Politikwissenschaftlerin Sanne Cornelia Verschuren (Boston) ist im Schwerpunkt Order Contestation zu Gast, der Epidemiologe Sebastian Schneeweiss (Harvard) und der Chemiker Peter Vivian Coveney (Amsterdam/London) im Schwerpunkt Medical Data Processing.

Im Short-Term-Fellowship-Programm kommen aus dem Irak Abbas Al-Hussainy und aus Seattle Patricia Shehan Campbell nach München, um mit ihren wissenschaftlichen Gastgeberinnen zusammenzuarbeiten (Adelheid Otto und Alexandra Kertz-Welzel).

Das zweite Buch

Im Sommer arbeiten vier Postdocs am CAS: Vanessa Carr vom Munich Center for Mathematical Philosophy beschäftigt sich mit dem Begriff der praktischen Repräsentation. Cord Christian Casper (Anglistik) forscht zum Thema „Temporal Commons in Nature Writing“. Mary Frazer (Alte Geschichte) untersucht die geistige Kultur des königlichen Hofes in Babylon während des neubabylonischen Reiches. In der Forschung von Johannes Kopf-Beck (Psychologie) geht es um die Identifikation von Prädiktoren für den psychotherapeutischen Behandlungserfolg.

Themenfelder abstecken

Manche Prozesse und Einschränkungen beim Erlernen von sprachlichen Strukturen betreffen Menschen genauso wie Maschinen. An diesem Forschungsthema arbeitet die Computerlinguistin Sharon Goldwater (Edinburgh/CAS Fellow) gemeinsam mit Young-Center-Mitglied James Kirby.

Historiker und Young-Center-Mitglied Hannes Ziegler widmet sich in seiner Tagung „Verschwörungstheorien zwischen Reformation und Religionskrieg“ (18./19. April).

Dieter Grimm zur EU

Mit Dieter Grimm hat das CAS eine der reflektiertesten Stimmen zur Rolle der Verfassung in der Europäischen Union für seinen Blog gewonnen. Im WS hatte er in der Vortagsreihe „Ach Europa! The Fortunes of a Long-Lasting Concept“ zur Frage der Verfassungsidentität gesprochen. Sein Beitrag ist jetzt unter dem Titel „Three Meanings of Constitutional Identity and Their Prospects in the European Union“ im CAS-Blog nachzulesen.

Karol Bethke and the Fine Line

Der Maler, Zeichner und Bildhauer Karol Bethke (1940–2017) gilt als Vertreter der Konkreten Kunst, die vor einhundert Jahren ihre programmatische Begründung fand. Das CAS möchte mit der Ausstellung Karol Bethke als wichtigen Vertreter dieser Kunstrichtung würdigen. Gezeigt werden insbesondere Papierarbeiten, in denen er mit farbkräftigen Lackfarben und feinen Linien das Verhältnis zwischen Malerei und Zeichnung auslotet.

Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Stiftung für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt und Bernheimer Contemporary konzipiert.

17. April 2024
Kunst am CAS: Vernissage: Karol Bethke and the Fine Line
Einführung: Marie-Luise Heske (Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt) und Dr. Mario Günther (LMU)